TRADERS´ Briefing - Nr. 0606 - 05.09.2024

Ausgabe Nr. 606, 05.09.2024

TRADERS´Briefing


Liebe Leserinnen und Leser,

die Krisenanzeichen mehren sich: In den USA ist die Zahl offener Stellen auf den niedrigsten Stand seit Januar 2021 gefallen, was eigentlich eine gute Nachricht ist, auf der anderen Seite jedoch Sorgen über eine mögliche Rezession auslöst. Die US-Aktienmärkte reagierten zunächst negativ, erholten sich dann jedoch in der Hoffnung auf eine schnellere Zinssenkung durch die Fed am 18. September. Obwohl eine Zinssenkung von 0,5 Prozent wahrscheinlicher wird, zeigt die Börsengeschichte, dass sinkende Zinsen in Rezessionszeiten den Aktienmärkten wenig helfen. Auch in Deutschland, etwa bei Volkswagen, werden die Krisensymptome zunehmend sichtbar. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft hat seine Prognose für die deutsche Wirtschaft deutlich nach unten korrigiert. Statt eines leichten Wachstums erwartet das IfW nun, dass das Bruttoinlandsprodukt um 0,1 Prozent schrumpfen wird. Ursprünglich war ein Plus von 0,2 Prozent prognostiziert worden. Laut IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths haben sich die positiven Signale aus dem Sommer nicht bestätigt, und besonders der schwache private Konsum belastet die Wirtschaft. Zudem befinden sich Industrie und Bauwirtschaft tiefer in der Rezession. Auch für 2025 hat das IfW seine Wachstumsprognose von 1,1 Prozent auf 0,5 Prozent reduziert. Stark gefallen auf den heutigen Donnerstag ist der Fear-and-Greed-Index: minus zehn Punkte. Damit verbleiben dem Sentiment-Indikator, lediglich 53 Zähler im neutralen Bereich. Die Wallstreet schloss am Mittwoch uneinheitlich - die europäischen Indizes mit Verlusten.

So ist die Stimmung der internationalen Marktakteure *

Fear-and-Greed-Indikator

Schnelle Trendübersicht

Schnelle Trendübersicht

Bem.: Signale über Supertrend-Indikator (20x2,5)

Fundamental wirtschaftlicher Rückblick

Gewinner und Verlierer des Tages

Die Nvidia-Aktie hat vorgestern fast zehn Prozent verloren und damit den größten Tagesverlust in der Marktkapitalisierung aller Zeiten verursacht, was die Märkte schockierte. Gestern schloss Nvidia mit einem Abschlag von 3,13 Prozent auf 97,55 Euro. Trotz eigentlich guter Quartalszahlen waren die Märkte unzufrieden, was die Aktie stark belastete. Schwache US-Konjunkturdaten und automatisierte Verkäufe könnten die Abwärtsspirale zusätzlich verstärkt haben. Auch die Chipbranche insgesamt erlitt seit Freitag einen Wertverlust von sieben Prozent. Dieser erneute Absturz nach den Krisen-Tagen im August zeigt die fragile Lage der Märkte.

Volvo hat sein Ziel, bis 2030 ausschließlich Elektroautos zu produzieren, leicht angepasst. Stattdessen plant der schwedische Autohersteller, der zum chinesischen Konzern Geely gehört, dass 90 bis 100 Prozent der Neuwagen elektrisch sein sollen, während bis zu zehn Prozent weiterhin Hybridmodelle sein könnten. Als Hauptgrund für diese Korrektur nennt Volvo den unzureichenden Ausbau der Ladeinfrastruktur in einigen Märkten. Obwohl die vollständige Elektrifizierung weiterhin das zentrale Ziel bleibt, sieht das Unternehmen die Umsetzung bis 2030 aufgrund veränderter Marktbedingungen und Kundennachfrage als nicht realistisch an.

Die Deutsche Bank hat kein Interesse an einer Übernahme der Commerzbank - trotz Spekulationen aufgrund des geplanten Ausstiegs des deutschen Staates aus seiner Beteiligung. Vorstandschef Christian Sewing betonte auf dem Banken-Gipfel in Frankfurt, dass sich die Deutsche Bank auf ihre eigenen Ziele konzentriere und eine Übernahme der Commerzbank unter seiner Führung nicht zur Debatte stehe. Bereits 2019 scheiterten Fusionsgespräche zwischen den beiden Banken. Die Commerzbank bleibt weiterhin ein potenzielles Übernahmeziel, sowohl für nationale als auch internationale Geldhäuser. Die Aktie der Deutschen Bank schloss am Mittwochabend mit einem Minus von 0,25 Prozent auf 14,48 Euro.

Die Hamburgische Bürgerschaft hat trotz heftiger Proteste dem Einstieg der Reederei MSC beim Hafenlogistiker HHLA zugestimmt. In der entscheidenden Abstimmung votierten 72 von 105 Abgeordneten dafür, während 33 dagegen waren. Der rot-grüne Senat hofft, durch die Beteiligung von MSC den Containerumschlag in Hamburg zu stabilisieren. MSC soll künftig 49,9 Prozent der Anteile halten, während die Stadt ihren Anteil auf 50,1 Prozent reduziert. Im Gegenzug will MSC ihr Ladungsaufkommen am Hafen erhöhen und zusammen mit der Stadt 450 Millionen Euro ins Eigenkapital der HHLA investieren. Gewerkschaften und Experten warnen jedoch vor Arbeitsplatzverlusten und einem möglichen Einflussverlust der Stadt. Die Hamburger-Hafen-und-Logistik-Aktie notierte nach Handelsschluss mit einem Gewinn in Höhe von 0,72 Prozent auf 16,88 Euro.

Termine der Hauptversammlungen für DAX, MDAX, TecDAX, ATX & EuroStoxx50

Hauptversammlungs-Termine

Die Hauptversammlung eines börsennotierten Unternehmens ist die einmal im Jahr stattfindende Zusammenkunft von Aktionären, des Vorstands und des Aufsichtsrats. Die Versammlung dient dem Informationsaustausch mit seinen Aktionären und der Beschlussfassung unternehmensbezogener Vorgänge. Die teilnehmenden Aktionäre haben bei Abstimmungen ein entsprechendes Stimmrecht, das von der Anzahl der persönlich gehaltenen Aktien abhängt. Am Termin der Hauptversammlung ist mit Vorsicht an den Märkten zu agieren, da große Kurssprünge in beide Richtungen durch getroffene Entscheidungen möglich sind. Diese Warnung gilt auch für die Veröffentlichung von Quartalsberichten.

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Bild: Advance-Decline-Line (ADL) des DAX

Technische Kurzanalyse

Eine Kurslücke von 215,13 Punkten, was einem Minus von 1,15 Prozent entspricht, ist auch für den deutschen Leitindex "ein starkes Stück". Wer jedoch mit einem weiteren Abverkauf am Mittwochmorgen rechnete, wurde positiv überrascht, denn vom Tagestief um 9:00 Uhr auf 18.531,98 Punkten ging es mit einem leichten Aufwärtstrend nach oben: ein Zwischenhoch um 11:45 Uhr, gefolgt von einem Zwischentief um 16:00 Uhr, auf den dann das Tageshoch um 17:05 Uhr auf 18.654,20 Punkten folgte. Zum Handelsschluss ging der DAX mit 18.591,85 Zählern aus dem Rennen, so dass sich der Tagesverlust auf 155,26 Punkte bzw. einem Minus von 0,83 Prozent reduzieren konnte.

Lediglich elf Gewinneraktien konnte der ADL-Indikator gestern Abend zählen, und damit musste er einen weiteren Tag in Richtung Süden, und damit auch in Richtung Signallinie, gehen. Die Commerzbank, die Daimler Truck Holding sowie Infineon Technologies bildeten die drei schwächsten Werte im Index ab. Die Aktie der Commerzbank sank um 2,71 Prozent auf 12,735 Euro. Die Daimler Truck Holding verlor 3,29 Prozent und schloss bei 31,70 Euro. Infineon Technologies verzeichnete den größten Rückgang im Index und fiel um 3,82 Prozent auf 30,09 Euro.

Von seinem Einbremsen entwickelte sich der MACD zu einem echten Richtungswechsel, was auf dem heutigen Chart sehr gut zu erkennen ist. Damit liegt eine Bestätigung des am Vortag erstmalig eingebrochenen Kurses - mit einer langen roten Tageskerze - vor.

So viel zum Thema, die 19.000 Punkte unter sich zu lassen und auf die 20.000 loszumarschieren. Dass dies das kommende Ziel ist, ist unbestritten, doch zuvor muss sich der DAX mit der impulsartigen Korrektur befassen, und das bedeutet, diese beenden und wieder auf das vormalige Level anknüpfen. Wir sind gespannt, ob es heute weiter in Richtung 100-Tage-Durchschnitt geht, der im Moment auf 18.340,74 Zählern liegt.

Vorbörslich befindet sich der Kurs des wichtigsten Aktienindex Deutschlands auf dem Level von 18.550 Punkten - und damit etwas unterhalb des gestrigen Schlusskurses.

Die Advance-Decline-Line (ADL) wird über die Differenz der gestiegenen und gefallenen Aktien berechnet. Grundsätzlich gilt, dass jede Bewegung des Index von der ADL bestätigt werden sollte. Fehlt die ADL-Bestätigung, deutet das auf eine unsichere Kursbewegung hin. Ein Aufwärtstrend kann sich nur ausbilden, wenn die Mehrzahl der Aktien daran teilnimmt.

Aktuelle Handelschancen per Kursmuster

Inside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Inside-Day

Ein Inside-Day liegt vor, wenn sich der aktuelle Candlestick innerhalb des Candlesticks des vorangegangenen Tages befindet. Das Tageshoch liegt also tiefer und das Tagestief höher als am Vortag. Inside-Days kennzeichnen abnehmende Volatilität und eignen sich ideal als Einstiegsmuster aufgrund des guten Chance-Risiko-Verhältnisses.

Bei Inside-Days ist die zukünftige Kursrichtung oft nicht prognostizierbar.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Inside-Days überschritten wird und legt eine Stopp-Order an das Tief des Inside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Inside-Days unterschritten wird. Der Stopp an das Hoch des Inside Bar gelegt.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie, diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Inside-Days

Outside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Outside-Day

Ein Outside-Day liegt vor, wenn der aktuelle Candlestick den vorangegangenen Tag komplett umschließt. Das Tageshoch liegt also höher und das Tagestief niedriger als am Vortag. Ein Outside-Day entspricht einem Engulfing bei den Candlestick-Mustern.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Outside-Days überschritten wird. Den Stopp platziert man an das Tief des Outside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Outside-Days unterschritten wird. Den Stopp setzt man an das Hoch des Outside Bars.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie: diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Outside-Days

Trendhandel mit neuen 20-Tage-Hochs/-Tiefs

Aktien, die ein 20-Tages-Hoch oder ein 20-Tages-Tief erzielen (entspricht einem Handelsmonat), weisen oft eine besondere Trendstärke auf.

Long-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Hoch

Short-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Tief

*) Der Fear-and-Greed-Indikator ist ein Stimmungsindikator, der sich aus sieben Einzelindikatoren zusammensetzt:

1. Aktienkurs-Momentum: der S&P 500 (SPX) im Vergleich zu seinem gleitenden 125-Tage-Durchschnitt

2. Aktienkurs-Stärke: die Anzahl der Aktien, die an der New Yorker Börse 52-Wochen-Hochs und -Tiefs erreichen

3. Aktienkurs-Breite: das Handelsvolumen von Aktien im Aufwärtstrend gegenüber Aktien im Abwärtstrend

4. Verkaufs- und Kaufoptionen: das Put/Call-Verhältnis, das das Handelsvolumen von bullischen Call-Optionen mit dem Handelsvolumen von bearishen Put-Optionen vergleicht

5. Junk-Bond-Nachfrage: die Differenz zwischen den Renditen von Investment-Grade-Anleihen und Ramschanleihen

6. Marktvolatilität: der VIX (VIX), der die Volatilität misst

7. Nachfrage nach sicheren Häfen: der Unterschied zwischen den Renditen von Aktien und Staatsanleihen

Sein mittlerer Wert beträgt 50 und deutet auf eine neutrale Stimmung hin. Werte über 50 sind bullish (long) und Werte unter 50 sind bearish (short).

Extreme Ausschläge des Fear-and-Greed-Indikators (über 70 oder unter 30) zeigen Gier oder Angst. Der Markt ist im extremen Zustand nicht stabil und neigt deshalb zur kurzfristigen Umkehr. So führen zum Beispiel Werte unter 30 oft zu einem kurzfristigen Ausverkauf des Aktienmarktes, wodurch eine bullische Umkehr möglich wird.