TRADERS´ Briefing - Nr. 0610 - 11.09.2024

Ausgabe Nr. 610, 11.09.2024

TRADERS´Briefing


Liebe Leserinnen und Leser,

in der TV-Debatte zwischen Donald Trump und Kamala Harris, die erst vor wenigen Stunden beendet wurde, ging aus Sicht von ARD-Korrespondent Markus Börgers als "Kampf auf Augenhöhe" keiner der beiden Diskutanten als klarer Sieger hervor. Beide Präsidentschaftskandidaten präsentierten starke Argumente, was einen intensiven Wahlkampf erwarten lässt. Das Harris-Team schlug bereits eine zweite Debatte im Oktober vor, um den Wählern eine weitere Vergleichsmöglichkeit zu bieten. Trump behauptete, Harris wolle dies nur, weil sie die erste Debatte "klar verloren" habe. Die Wahl im November verspricht spannend zu werden, da beide Kandidaten weiterhin entschlossen auftreten. Der Europäische Gerichtshof hat Apple und Google in zwei langwierigen Wettbewerbsfällen Niederlagen zugefügt. Apple wurde zur Zahlung von 13 Milliarden Euro Steuernachzahlungen verurteilt, da Irland dem Konzern rechtswidrige Beihilfen gewährt habe. Obwohl Apple argumentierte, dass die Einkünfte bereits in den USA besteuert wurden, hob das Gericht ein früheres Urteil auf und entschied endgültig. Google muss eine Wettbewerbsstrafe von 2,4 Milliarden Euro zahlen, weil es mit seinem Preisvergleichsdienst "Google Shopping" seine Marktmacht missbraucht und Konkurrenten benachteiligt habe. Beide Fälle gelten als Triumph für die EU-Kommission, die Irland und Luxemburg für steuerliche Sonderbehandlungen in der Vergangenheit kritisiert hatte. Der Bundesverband der Deutschen Industrie warnt vor einer drohenden De-Industrialisierung Deutschlands. BDI-Präsident Siegfried Russwurm sieht rund 20 Prozent der industriellen Wertschöpfung gefährdet, sollte es zu keiner Gegensteuerung kommen. Hauptprobleme seien hohe Energiepreise, übermäßige Bürokratie und eine unzureichende Investitionsbereitschaft. Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, seien zusätzliche Investitionen in Höhe von 1,4 Billionen Euro notwendig. Ohne diese Maßnahmen droht eine Abwanderung von Unternehmen oder gar deren Schließung. Der Fear-and-Greed-Index sank um zwei Punkte und steht damit am Mittwochmorgen auf 40 Zählern im Bereich der einfachen Angst. Die Wall Street schloss am Dienstag uneinheitlich, die europäischen Indizes gingen mit Verlusten in den Feierabend.

So ist die Stimmung der internationalen Marktakteure *

Fear-and-Greed-Indikator

Schnelle Trendübersicht

Schnelle Trendübersicht

Bem.: Signale über Supertrend-Indikator (20x2,5)

Fundamental wirtschaftlicher Rückblick

Gewinner und Verlierer des Tages

Apple hat das neue iPhone 16 vorgestellt, das einen besonderen Fokus auf Künstliche Intelligenz legt. Eine der auffälligsten Neuerungen ist ein spezieller Button zur Steuerung der Kameratechnik sowie der Zugang zu KI-Funktionen. Diese bleiben jedoch vorerst für europäische Nutzer eingeschränkt, da Apple nicht alle Anforderungen des neuen europäischen Digitalmarktgesetzes erfüllt. Am Dienstagabend schloss die Apple-Aktie mit plus 0,33 Prozent auf 199,44 Euro.

Boeing hat im August 2024 weniger Flugzeuge ausgeliefert: insgesamt 40 Jets im Vergleich zu 43 im Vormonat. Zudem erhielt der Konzern Bestellungen für 22 Flugzeuge - deutlich weniger als im Juli, als die Farnborough Airshow für Auftrieb sorgte. Boeing kämpft weiterhin mit Problemen - darunter die FAA-Einschränkungen für die Produktion der 737, bis die Qualitätskontrollen verbessert werden. Ein Zwischenfall im Januar, bei dem ein Rumpf-Fragment einer 737-9 im Steigflug abbrach, führte zu neuer Kritik. Im laufenden Jahr lieferte Boeing bisher 258 Maschinen aus, während Konkurrent Airbus bereits auf 447 Jets kommt und für das Jahr insgesamt 770 Auslieferungen anstrebt. Boeing notierte gestern Abend mit einem Abschlag von 2,06 Prozent auf 144,64 Euro je Aktie.

BMW hat seine Prognose gesenkt, was die Aktie zum Handelsschluss um 11,15 Prozent auf 68,98 Euro einbrechen ließ. Das Wertpapier des Automobilherstellers nahm gestern Abend den letzten Platz im DAX ein. Der Münchner Konzern erwartet nun einen leichten Absatzrückgang anstatt des zuvor prognostizierten Zuwachses. Als Hauptgründe nennt BMW Probleme mit einem zugekauften Bremssystem, das mehr als eineinhalb Millionen Fahrzeuge betrifft, sowie die schwächelnde Nachfrage auf dem chinesischen Markt. Die zusätzlichen Kosten werden auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt. Die Gewinnmarge im Autogeschäft dürfte mit sechs bis sieben Prozent geringer ausfallen als erwartet.

Trotz des erfolgreichen Umbaus der Commerzbank mit einem Rekordgewinn von 2,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr wird CEO Manfred Knof seinen Vertrag nicht verlängern und Ende 2025 ausscheiden. Knof trieb seit 2021 die Sanierung der Bank voran, wobei tausende Stellen abgebaut und das Filialnetz verkleinert wurden. Die Aktien der Commerzbank, deren Marktwert auf 14,9 Milliarden Euro gestiegen ist, gaben bis zum gestrigen Abend um 2,36 Prozent auf 12,60 Euro nach. Gleichzeitig begann der Bund mit dem schrittweisen Verkauf seiner Beteiligung. Trotz einer Reduzierung auf 12 Prozent bleibt der Staat größter Einzelaktionär, doch ein finanzieller Verlust für die Steuerzahler ist wahrscheinlich.

Termine der Hauptversammlungen für DAX, MDAX, TecDAX, ATX & EuroStoxx50

Hauptversammlungs-Termine

Die Hauptversammlung eines börsennotierten Unternehmens ist die einmal im Jahr stattfindende Zusammenkunft von Aktionären, des Vorstands und des Aufsichtsrats. Die Versammlung dient dem Informationsaustausch mit seinen Aktionären und der Beschlussfassung unternehmensbezogener Vorgänge. Die teilnehmenden Aktionäre haben bei Abstimmungen ein entsprechendes Stimmrecht, das von der Anzahl der persönlich gehaltenen Aktien abhängt. Am Termin der Hauptversammlung ist mit Vorsicht an den Märkten zu agieren, da große Kurssprünge in beide Richtungen durch getroffene Entscheidungen möglich sind. Diese Warnung gilt auch für die Veröffentlichung von Quartalsberichten.

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Bild: Advance-Decline-Line (ADL) des DAX

Technische Kurzanalyse

Am Dienstagmorgen startete der deutsche Leitindex mit einer Lücke von 26,45 Punkten bzw. mit einem Minus von 0,14 Prozent auf den Schlusskurs des Vortages. Das Tageshoch wurde um 10:00 Uhr auf 18.490,68 Punkten erreicht - dann ging es in den gleichmäßigen Abwärtstrend, der sein Tief um 16:55 Uhr auf 18.233,86 Punkten fand. Zum Handelsschluss wurden 18.265,92 Zähler notiert, und damit ein Tagesverlust in Höhe von 177,64 Punkten bzw. ein Abschlag von 0,96 Prozent.

Der ADL-Indikator war nach dem Vortag mit der Erholung chancenlos: elf Gewinner-Titel waren am Dienstagabend gegenüber 29 Verlierern deutlich zu wenig. Die Aktie der Deutschen Bank fiel um 4,91 Prozent auf 14,292 Euro, was für den drittletzten Platz ausreichte. Continental erlitt einen noch stärkeren Rückgang von 10,51 Prozent und schloss bei 52,60 Euro. BMW verzeichnete, wie schon im fundamental wirtschaftlichen Teil angesprochen, den größten Verlust im Index mit einem Kurssturz von 11,15 Prozent auf 68,98 Euro.

Dieses Mal ging der MACD ein wenig stärker in Richtung Süden als noch tags zuvor. Das wichtige Histogramm steht derzeit den dritten Tag im Short-Signal.

Man muss kein besonders aufmerksamer Beobachter sein, um den erneuten Bruch der 100-Tage-Linie auf dem Chart auszumachen. Die Frage, wie dieses Geschehen einzuordnen ist, ist einfach zu beantworten: der zweite Vorstoß unter diese Barriere bedeutet ein hohes Maß an Ernsthaftigkeit. Und das wiederum bedeutet, dass man als Börsenhändler davon ausgehen sollte, dass dieser Ankündigung auch Taten folgen werden. Darauf sollte man sich für den heutigen Handelstag vorbereiten. Die gestrige Tageskerze schloss als Outside-Day, der sich nach Regelwerk handeln lässt.

Vorbörslich steht der DAX zur Stunde auf dem Level von 18.260/18.280 Punkten, und damit auf dem Niveau des gestrigen Schlusskurses an der XETRA.

Die Advance-Decline-Line (ADL) wird über die Differenz der gestiegenen und gefallenen Aktien berechnet. Grundsätzlich gilt, dass jede Bewegung des Index von der ADL bestätigt werden sollte. Fehlt die ADL-Bestätigung, deutet das auf eine unsichere Kursbewegung hin. Ein Aufwärtstrend kann sich nur ausbilden, wenn die Mehrzahl der Aktien daran teilnimmt.

Aktuelle Handelschancen per Kursmuster

Inside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Inside-Day

Ein Inside-Day liegt vor, wenn sich der aktuelle Candlestick innerhalb des Candlesticks des vorangegangenen Tages befindet. Das Tageshoch liegt also tiefer und das Tagestief höher als am Vortag. Inside-Days kennzeichnen abnehmende Volatilität und eignen sich ideal als Einstiegsmuster aufgrund des guten Chance-Risiko-Verhältnisses.

Bei Inside-Days ist die zukünftige Kursrichtung oft nicht prognostizierbar.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Inside-Days überschritten wird und legt eine Stopp-Order an das Tief des Inside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Inside-Days unterschritten wird. Der Stopp an das Hoch des Inside Bar gelegt.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie, diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Inside-Days

Outside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Outside-Day

Ein Outside-Day liegt vor, wenn der aktuelle Candlestick den vorangegangenen Tag komplett umschließt. Das Tageshoch liegt also höher und das Tagestief niedriger als am Vortag. Ein Outside-Day entspricht einem Engulfing bei den Candlestick-Mustern.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Outside-Days überschritten wird. Den Stopp platziert man an das Tief des Outside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Outside-Days unterschritten wird. Den Stopp setzt man an das Hoch des Outside Bars.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie: diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Outside-Days

Trendhandel mit neuen 20-Tage-Hochs/-Tiefs

Aktien, die ein 20-Tages-Hoch oder ein 20-Tages-Tief erzielen (entspricht einem Handelsmonat), weisen oft eine besondere Trendstärke auf.

Long-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Hoch

Short-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Tief

*) Der Fear-and-Greed-Indikator ist ein Stimmungsindikator, der sich aus sieben Einzelindikatoren zusammensetzt:

1. Aktienkurs-Momentum: der S&P 500 (SPX) im Vergleich zu seinem gleitenden 125-Tage-Durchschnitt

2. Aktienkurs-Stärke: die Anzahl der Aktien, die an der New Yorker Börse 52-Wochen-Hochs und -Tiefs erreichen

3. Aktienkurs-Breite: das Handelsvolumen von Aktien im Aufwärtstrend gegenüber Aktien im Abwärtstrend

4. Verkaufs- und Kaufoptionen: das Put/Call-Verhältnis, das das Handelsvolumen von bullischen Call-Optionen mit dem Handelsvolumen von bearishen Put-Optionen vergleicht

5. Junk-Bond-Nachfrage: die Differenz zwischen den Renditen von Investment-Grade-Anleihen und Ramschanleihen

6. Marktvolatilität: der VIX (VIX), der die Volatilität misst

7. Nachfrage nach sicheren Häfen: der Unterschied zwischen den Renditen von Aktien und Staatsanleihen

Sein mittlerer Wert beträgt 50 und deutet auf eine neutrale Stimmung hin. Werte über 50 sind bullish (long) und Werte unter 50 sind bearish (short).

Extreme Ausschläge des Fear-and-Greed-Indikators (über 70 oder unter 30) zeigen Gier oder Angst. Der Markt ist im extremen Zustand nicht stabil und neigt deshalb zur kurzfristigen Umkehr. So führen zum Beispiel Werte unter 30 oft zu einem kurzfristigen Ausverkauf des Aktienmarktes, wodurch eine bullische Umkehr möglich wird.