TRADERS´ Briefing - Nr. 0611 - 12.09.2024

Ausgabe Nr. 611, 11.09.2024

TRADERS´Briefing


Liebe Leserinnen und Leser,

nachdem der DAX und der Dow Jones in der letzten Woche neue Höchststände erreichen konnten, befinden sich die Aktienmärkte in den USA und in Europa wieder in einer Gegenbewegung zur August-Rally. Die gestrige Veröffentlichung der US-Inflationszahlen sorgte um 14:30 Uhr initial für eine Fortsetzung des aktuellen Trends. Jedoch wurde der Abverkauf des Tages in den amerikanischen Indizes und im Deutschen Aktienindex vollständig wieder aufgekauft. Nach einer Lesung der Kerninflation von 0,3 % im Monatsvergleich und 3,2 % im Jahresvergleich war also ordentlich Bewegung an den Märkten und es stellt sich nun die Frage, ob dies ein ausreichender Katalysator war, um eine erneute Änderung des kurzfristigen Sentiments zu erwirken. Aktuell liegt die Vermutung bei einer Zinskürzung von 0,25 Prozent in der kommenden Woche. Der ATX und der SMI zeigten sich von der Hysterie der restlichen Indizes bis zum Börsenschluss weitestgehend unbeeindruckt und führten den Abwärtstrend weiter fort. Für den heutigen Handelstag sollten Sie als aktiver Händler die Zinssatzentscheidung der Europäischen Zentralbank um 14:15 Uhr im Auge behalten. Dies könnte erneut zu starken Bewegungen an den deutschen Aktienmärkten und den Euro-Devisenpaaren führen. Der Fear-and-Greed-Index steht am heutigen Morgen im Bereich der Angst bei 43 Punkten und hat sich zum Vortag nicht geändert.

So ist die Stimmung der internationalen Marktakteure *

Fear-and-Greed-Indikator

Schnelle Trendübersicht

Schnelle Trendübersicht

Bem.: Signale über Supertrend-Indikator (20x2,5)

Fundamental wirtschaftlicher Rückblick

Gewinner und Verlierer des Tages

Die italienische Großbank Unicredit hat 4,49 Prozent der Anteile an der Commerzbank vom deutschen Staat erworben. Der Bund nahm durch den Verkauf von etwas mehr als 53 Millionen Aktien 702 Millionen Euro ein. Unicredit bezahlte pro Aktie 13,20 Euro, was fünf Prozent über dem Xetra-Schlusskurs lag. Unicredit überbot dabei andere Angebote deutlich. Nach dem Verkauf sinkt der Staatsanteil an der Commerzbank auf 12 Prozent, womit der Bund weiterhin der größte Aktionär bleibt. Unicredit ist nun der drittgrößte Anteilseigner, während Blackrock mit rund sieben Prozent der zweitgrößte Aktionär ist. Die Aktie der Commerzbank stieg am gestrigen Handelstag 16,55 Prozent und erreicht einen Wert von 14,685 Euro.

Der Zara-Eigentümer Inditex hat seinen Umsatz zum Start der Herbst-Winter-Saison um 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres stieg der Umsatz, einschließlich Wechselkurseffekten, um 7,2 Prozent auf 18,1 Milliarden Euro. Der operative Gewinn wuchs um fast 12 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro, und der Nettogewinn erhöhte sich um 10 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Die Ergebnisse entsprachen den Erwartungen der Analysten. Im Gegensatz dazu berichtete der schwedische Konkurrent H&M von einer schwächeren Umsatzentwicklung, die unter anderem durch untypisches Wetter beeinträchtigt wurde. Mit einem Zuwachs von 4,947 Prozent stieg die Aktie auf aktuell 48,37 Euro.

Infineon hat einen Durchbruch in der Halbleiterfertigung auf Galliumnitrid (GaN)-Basis erzielt, indem es als erstes Unternehmen weltweit 300-Millimeter-Wafer für dieses Material herstellt. Dies soll erhebliche Kostenvorteile bieten, da aus einem 300-Millimeter-Wafer 2,3-mal so viele Halbleiter produziert werden können wie aus einem 200-Millimeter-Wafer. GaN ist entscheidend für Technologien wie Ladegeräte, KI-Server, Solaranlagen und Elektromobilität. Die Produktion wird am Standort Villach, Österreich, hochgefahren. Die neuen GaN-Wafer sollen künftig zu sinkenden Marktpreisen beitragen und das Wachstum in diesem Bereich fördern. Diese positiven Nachrichten sorgten für einen Schlusskurs von 28,88 Euro bei Infineon Technologies. Die Aktie stieg damit gestern 1,262 Prozent.

Kurz vor dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) sind die Festgeldzinsen auf den niedrigsten Stand seit Mai 2023 gefallen. Angebote mit einer zweijährigen Laufzeit bieten im Durchschnitt nur noch 2,68 Prozent Zinsen, wie eine Analyse von Verivox zeigt. Seit November 2023 sind die Festgeldzinsen um 0,71 Prozentpunkte gesunken. Grund für den Rückgang ist die Erwartung einer Zinssenkung der EZB, die bereits in den aktuellen Konditionen eingepreist ist. Obwohl die Festgeldzinsen sinken, hat sich die Lage für Sparer aufgrund der gesunkenen Inflation verbessert. Bei einer Inflationsrate von 1,9 Prozent im August bleibt ein Realzins von 0,78 Prozent für zweijährige Festgeldanlagen. Bei Tagesgeldzinsen gab es dagegen kaum Veränderungen, mit einem leichten Anstieg auf 1,68 Prozent im Durchschnitt. Wenn die EZB die Leitzinsen senkt, wird erwartet, dass Banken ihre Tagesgeldzinsen ebenfalls reduzieren.

Termine der Hauptversammlungen für DAX, MDAX, TecDAX, ATX & EuroStoxx50

Hauptversammlungs-Termine

Die Hauptversammlung eines börsennotierten Unternehmens ist die einmal im Jahr stattfindende Zusammenkunft von Aktionären, des Vorstands und des Aufsichtsrats. Die Versammlung dient dem Informationsaustausch mit seinen Aktionären und der Beschlussfassung unternehmensbezogener Vorgänge. Die teilnehmenden Aktionäre haben bei Abstimmungen ein entsprechendes Stimmrecht, das von der Anzahl der persönlich gehaltenen Aktien abhängt. Am Termin der Hauptversammlung ist mit Vorsicht an den Märkten zu agieren, da große Kurssprünge in beide Richtungen durch getroffene Entscheidungen möglich sind. Diese Warnung gilt auch für die Veröffentlichung von Quartalsberichten.

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Bild: Advance-Decline-Line (ADL) des DAX

Technische Kurzanalyse

Aktuell lohnt es sich einfach, den DAX im Auge zu behalten. Nach einer sauberen Aufwärtsrally zum Ende des letzten Monats folgte am 03.09. ein eindeutiges Umkehrsignal eines Outside-Days und nun wieder eine konstante Abwärtsbewegung mit starken Impulsen und sauberen Korrekturen. Nachdem der Dax vorgestern ein neues Tief bei 18.233,86 Zählern erreicht hatte, startete der Index gestern früh bei 18.342,57 Zählern. Bis 15:15 folgte eine Korrektur des Abwärtstrends auf das Tageshoch bei 18.434,54 Punkten, welche ab diesem Zeitpunkt in einen weiteren Impuls zur Fortsetzung des aktuellen Abverkaufs überging. Nach dem Tagestief von 18.208,84 Zählern folgte ein Aufwärtsschub und der Index schloss bei 18.330,27 Punkten.

Im perfekten Equilibrium von 20 Gewinneraktien und 20 Verliereraktien verbleibt der ADL-Indikator auf dem Wert des Vortages und unterstreicht auch das Tagesendergebnis einer Doji-Kerze im Deutschen Aktienindex.

Im Rahmen der Abwärtsbewegung der letzten Tage befindet sich der MACD weiterhin unter seiner Signallinie und setzt den Trend im Histogramm weiter fort.

Die Tageskerze des DAX zeigt mit dem XETRA-Schlusskurs eine Doji-Kerze und damit die Unentschlossenheit des Marktes. Die durch die amerikanischen Konjunkturdaten ausgelöste Volatilität setzte sich jedoch auch im nachbörslichen Handel weiter fort und führte den DAX bis zum Start des heutigen Tages auf einen Wert von aktuell rund 18.510 Punkten.

Somit deutet sich im Deutschen Aktienindex eine erneute Änderung des untergeordneten Trends an und damit eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung. Ob dies jedoch nachhaltig ist, werden wir in den heutigen Nachwirkungen der amerikanischen Wirtschaftszahlen sehen.

Die Advance-Decline-Line (ADL) wird über die Differenz der gestiegenen und gefallenen Aktien berechnet. Grundsätzlich gilt, dass jede Bewegung des Index von der ADL bestätigt werden sollte. Fehlt die ADL-Bestätigung, deutet das auf eine unsichere Kursbewegung hin. Ein Aufwärtstrend kann sich nur ausbilden, wenn die Mehrzahl der Aktien daran teilnimmt.

Aktuelle Handelschancen per Kursmuster

Inside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Inside-Day

Ein Inside-Day liegt vor, wenn sich der aktuelle Candlestick innerhalb des Candlesticks des vorangegangenen Tages befindet. Das Tageshoch liegt also tiefer und das Tagestief höher als am Vortag. Inside-Days kennzeichnen abnehmende Volatilität und eignen sich ideal als Einstiegsmuster aufgrund des guten Chance-Risiko-Verhältnisses.

Bei Inside-Days ist die zukünftige Kursrichtung oft nicht prognostizierbar.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Inside-Days überschritten wird und legt eine Stopp-Order an das Tief des Inside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Inside-Days unterschritten wird. Der Stopp an das Hoch des Inside Bar gelegt.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie, diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Inside-Days

Outside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Outside-Day

Ein Outside-Day liegt vor, wenn der aktuelle Candlestick den vorangegangenen Tag komplett umschließt. Das Tageshoch liegt also höher und das Tagestief niedriger als am Vortag. Ein Outside-Day entspricht einem Engulfing bei den Candlestick-Mustern.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Outside-Days überschritten wird. Den Stopp platziert man an das Tief des Outside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Outside-Days unterschritten wird. Den Stopp setzt man an das Hoch des Outside Bars.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie: diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Outside-Days

Trendhandel mit neuen 20-Tage-Hochs/-Tiefs

Aktien, die ein 20-Tages-Hoch oder ein 20-Tages-Tief erzielen (entspricht einem Handelsmonat), weisen oft eine besondere Trendstärke auf.

Long-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Hoch

Short-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Tief

*) Der Fear-and-Greed-Indikator ist ein Stimmungsindikator, der sich aus sieben Einzelindikatoren zusammensetzt:

1. Aktienkurs-Momentum: der S&P 500 (SPX) im Vergleich zu seinem gleitenden 125-Tage-Durchschnitt

2. Aktienkurs-Stärke: die Anzahl der Aktien, die an der New Yorker Börse 52-Wochen-Hochs und -Tiefs erreichen

3. Aktienkurs-Breite: das Handelsvolumen von Aktien im Aufwärtstrend gegenüber Aktien im Abwärtstrend

4. Verkaufs- und Kaufoptionen: das Put/Call-Verhältnis, das das Handelsvolumen von bullischen Call-Optionen mit dem Handelsvolumen von bearishen Put-Optionen vergleicht

5. Junk-Bond-Nachfrage: die Differenz zwischen den Renditen von Investment-Grade-Anleihen und Ramschanleihen

6. Marktvolatilität: der VIX (VIX), der die Volatilität misst

7. Nachfrage nach sicheren Häfen: der Unterschied zwischen den Renditen von Aktien und Staatsanleihen

Sein mittlerer Wert beträgt 50 und deutet auf eine neutrale Stimmung hin. Werte über 50 sind bullish (long) und Werte unter 50 sind bearish (short).

Extreme Ausschläge des Fear-and-Greed-Indikators (über 70 oder unter 30) zeigen Gier oder Angst. Der Markt ist im extremen Zustand nicht stabil und neigt deshalb zur kurzfristigen Umkehr. So führen zum Beispiel Werte unter 30 oft zu einem kurzfristigen Ausverkauf des Aktienmarktes, wodurch eine bullische Umkehr möglich wird.