TRADERS´ Briefing - Nr. 0647 - 04.11.2024

Ausgabe Nr. 647, 04.11.2024

TRADERS´Briefing


Liebe Leserinnen und Leser,

die bevorstehenden US-Wahlen haben die Finanzmärkte in Bewegung versetzt - insbesondere durch die steigende Wahrscheinlichkeit eines Siegs von Donald Trump. Dies führt zu einer erhöhten Nachfrage nach "republikanischen" Aktien wie denen aus den Finanz- und Gesundheitssektoren, die traditionell von republikanischer Politik profitieren. Auch Bitcoin stieg in letzter Zeit deutlich an und befindet sich aktuell in einer leichten Korrektur bei 69.000 US-Dollar, da Anleger auf Trumps positiven Einfluss auf Finanzwesen und Kryptowährungen setzen. Gleichzeitig generierten Tech-Aktien aktuell teilweise gute Ergebnisse: Microsoft schloss mit einem Plus von 0,99 Prozent auf 410,37 US-Dollar, Meta Platforms verlor 0,07 Prozent bei 567,16 US-Dollar. Amazon beendete den Handel an der NASDAQ mit einem Gewinn in Höhe von 6,19 Prozent auf 197,93 US-Dollar, während Apple eine Einbuße von 1,33 Prozent beim Schlusskurs von 222,91 US-Dollar erfuhr. Die US-Arbeitsmarktdaten für Oktober offenbarten lediglich 12.000 neu geschaffene Stellen - deutlich unter den erwarteten 106.000. In der Privatwirtschaft kam es ohne die staatlichen 40.000 Jobs zu einem Abbau von 28.000 Stellen, während die Arbeitslosenquote stabil bei 4,1 Prozent blieb. Zusätzlich wurden die Zahlen der beiden vorangegangenen Monate um insgesamt 112.000 Stellen nach unten korrigiert, was eine grundlegende Schwäche des Arbeitsmarktes verdeutlicht. Ursachen hierfür waren Streiks und schwere Stürme im Südosten der USA. Diese Entwicklungen begünstigen die Federal Reserve, die Zinsen weiter zu senken, mit einer Wahrscheinlichkeit von 98,4 Prozent für die nächste Entscheidung und weiteren Zinssenkungen in Aussicht. Zuletzt auf 43 Punkten - heute am Montagmorgen sind es 49 Zähler: der Fear-and-Greed-Index ist nach seinem Abtauchen in den Bereich der Angst nun wieder zurück im neutralen Bereich. Wall Street und europäische Indizes schlossen am Freitag mit Gewinnen.

So ist die Stimmung der internationalen Marktakteure *

Fear-and-Greed-Indikator

Schnelle Trendübersicht

Schnelle Trendübersicht

Bem.: Signale über Supertrend-Indikator (20x2,5)

Fundamental wirtschaftlicher Rückblick

Gewinner und Verlierer des Tages

Gold gilt vor den US-Wahlen für viele Anleger als "todsichere" Wette, da ein unsicheres Wahlergebnis sowie geopolitische Spannungen, wie mögliche Konflikte im Nahen Osten, das Edelmetall stärken könnten. Schwache US-Arbeitsmarktdaten erhöhten zunächst die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinssenkungen, was Gold anfangs Auftrieb gab. Doch in einer überraschenden Wendung stiegen US-Dollar und Kapitalmarktrenditen deutlich an, was wiederum Gold und auch Bitcoin unter Druck setzte. Diese Reaktion könnte auf Anleger zurückzuführen sein, die kurzfristig in den US-Dollar flüchten und Kapital in höher verzinste Staatsanleihen lenken, was Gold als sicheren Hafen vorübergehend unattraktiver macht. Am späten Freitagabend wurde Gold bei 2.745,90 US-Dollar abgerechnet - es verblieb ein Minus von 0,37 Prozent.

Im Fokus der deutschen Börsen steht der Wechsel von MTU-Vorstandschef Lars Wagner zu Airbus, wo er künftig die Sparte für zivile Flugzeuge leiten soll. Wagners Entscheidung, seinen Vertrag bei MTU nicht zu verlängern, führte zu deutlichen Reaktionen: Die Airbus-Aktie stieg am letzten Handelstag um 1,11 Prozent auf 141,64 Euro, das MTU-Papier gar um 1,80 Prozent auf 306,10 Euro. Der Münchener Triebwerkshersteller verliert somit seinen Chef, der das Unternehmen erst seit Anfang letzten Jahres führte, an den deutlich größeren Luftfahrtkonzern Airbus. Airbus erzielte im dritten Quartal einen Nettogewinn von 983 Millionen Euro, was einem Zuwachs von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der operative Gewinn stieg sogar um 39 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro und übertraf die Analystenerwartungen. Nach den Rückschlägen im Juni, als Airbus seine Produktions- und Gewinnprognosen senken musste, sieht sich der Konzern nun auf Kurs, das angepasste Jahresziel von 5,5 Milliarden Euro operativem Gewinn zu erreichen, nachdem das ursprüngliche Ziel aufgrund von Sonderbelastungen in der Raumfahrtsparte aufgegeben wurde.

Volkswagen erwägt, im Rahmen der laufenden Tarifverhandlungen Jubiläumsprämien für langjährige Mitarbeiter zu streichen. Diese Prämien umfassen derzeit das 1,45-fache bzw. 2,90-fache eines Monatsgehalts nach 25 bzw. 35 Jahren Betriebszugehörigkeit. Über 10.000 Beschäftigte könnten in den kommenden Jahren von diesem Wegfall betroffen sein. VW begründet den Sparkurs mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, und plant zudem eine zehnprozentige Senkung der Tariflöhne. Auch die seit über 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung wurde bereits gekündigt, wodurch betriebsbedingte Kündigungen und mögliche Werksschließungen ab Mitte nächsten Jahres möglich wären. Am Freitag schloss die VW-Aktie mit einem Minus von 0,50 Prozent auf 88,50 Euro.

Die Inflation in der Euro-Zone stieg im Oktober stärker als prognostiziert auf 2,0 Prozent, wie Eurostat mitteilte. Dies übertraf die Erwartungen von Ökonomen, die einen Anstieg auf 1,9 Prozent vorausgesagt hatten. Im September hatte die Teuerungsrate noch bei 1,7 Prozent gelegen. Im September erzielte der deutsche Einzelhandel überraschend starke Umsatzzuwächse: Preisbereinigt stiegen die Erlöse um 1,2 Prozent gegenüber August, während Experten einen Rückgang um 0,5 Prozent erwartet hatten. Im Vergleich zum Vorjahresmonat legte der Umsatz sogar um 3,8 Prozent zu. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts verbesserte sich die Stimmung im Einzelhandel im Oktober leicht, wobei der Geschäftsklimaindex auf minus 25,2 Punkte stieg.

Termine der Hauptversammlungen für DAX, MDAX, TecDAX, ATX & EuroStoxx50

Hauptversammlungs-Termine

Die Hauptversammlung eines börsennotierten Unternehmens ist die einmal im Jahr stattfindende Zusammenkunft von Aktionären, des Vorstands und des Aufsichtsrats. Die Versammlung dient dem Informationsaustausch mit seinen Aktionären und der Beschlussfassung unternehmensbezogener Vorgänge. Die teilnehmenden Aktionäre haben bei Abstimmungen ein entsprechendes Stimmrecht, das von der Anzahl der persönlich gehaltenen Aktien abhängt. Am Termin der Hauptversammlung ist mit Vorsicht an den Märkten zu agieren, da große Kurssprünge in beide Richtungen durch getroffene Entscheidungen möglich sind. Diese Warnung gilt auch für die Veröffentlichung von Quartalsberichten.

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Bild: Advance-Decline-Line (ADL) des DAX

Technische Kurzanalyse

Der deutsche Leitindex startete am Freitag von seinem Tief um 9:00 Uhr auf 19.082,10 Punkten mit einem sauberen Aufwärtstrend, mit dem er auch das Tageshoch erreichte: um 16:30 Uhr waren 19.297,64 Punkte als Tagesextreme auf den Charts verzeichnet. In der verbliebenen Handelsstunde musste der DAX wieder Gewinne an den Markt zurückgeben, so dass zur Endabrechnung 19.254,97 Zähler auf der Uhr standen. Und damit ein Tagesgewinn in Höhe von 177,43 Punkten bzw. ein Plus von 0,93 Prozent.

Durch einen starken 1. November, an dem 32 Gewinner-Aktien am Abend zu zählen waren, konnte der ADL-Indikator kräftig zulegen und wieder über die 100-Tage-Linie steigen. Damit befindet sich dieser nun nicht mehr im Short-Modus. Die drei stärksten Aktien im Index waren Sartorius, Siemens Energy und BASF. Sartorius schloss bei 243,50 Euro und legte um 2,44 Prozent zu. Siemens Energy verzeichnete einen Kurs von 38,31 Euro, was einem Anstieg von 2,08 Prozent entspricht. Das Wertpapier der BASF konnte ebenfalls zulegen und erreichte 45,56 Euro mit einem Plus von 2,04 Prozent.

Der MACD hat in seiner gemächlichen Art ein weiteres lokales Tief unterhalb seiner Null-Linie ausgemacht. Damit befindet sich das beliebte Histogramm weiter im Sinkflug, wenn auch nicht mehr so stark, wie noch tags zuvor. Bis zu einem Long-Signal dürften noch einige Tage vergehen.

Morgen sind die US-Wahlen in den USA, die das Potenzial haben, alles durcheinanderzuwirbeln, was an den Börsen gehandelt werden kann. Ganz so drastisch sollte es jedoch nicht zugehen, da alle Prognosen schon in den Kursen eingespeist sind. Die Abweichungen zu diesen lassen Ausschläge in die Gegenrichtung oder Momentum-Schübe in die ursprüngliche Handelsrichtung zu. Starke Rallyes, die lange anhalten, haben beispielsweise eine ebensolch starke Wirtschaft zugrunde liegen. Trumps Wirtschaftswunder und das Beenden des Ukraine-Krieges im Falle seiner Wiederwahl sind harte Kernfaktoren, die das Potenzial in sich tragen, ein kaum geahntes Wirtschaftswunder in den Vereinigten Staaten auszulösen, denn auch ohne Kriege lässt sich Geld verdienen. Sich vor den Wahlen zu positionieren ist ein sehr riskantes Unterfangen - gerade dann, wenn Hebel mit im Spiel sind. In diesem Falle sollte es sich auszahlen, das eigene Risiko zu reduzieren bei bestehenden Positionen bzw. sich über diese vollständig klar zu sein, denn der sicherlich einsetzende Schub der verhaltenen Märkte wird nicht nach einem Tag schon wieder zu Ende sein.

Vorbörslich befindet sich der Kurs des DAX zur Stunde im Bereich von 19.270 Punkten, und damit etwas oberhalb des letzten Schlusskurses an der XETRA. Dies gilt als positives Zeichen für den wichtigsten Index Deutschlands.

Die Advance-Decline-Line (ADL) wird über die Differenz der gestiegenen und gefallenen Aktien berechnet. Grundsätzlich gilt, dass jede Bewegung des Index von der ADL bestätigt werden sollte. Fehlt die ADL-Bestätigung, deutet das auf eine unsichere Kursbewegung hin. Ein Aufwärtstrend kann sich nur ausbilden, wenn die Mehrzahl der Aktien daran teilnimmt.

Aktuelle Handelschancen per Kursmuster

Inside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Inside-Day

Ein Inside-Day liegt vor, wenn sich der aktuelle Candlestick innerhalb des Candlesticks des vorangegangenen Tages befindet. Das Tageshoch liegt also tiefer und das Tagestief höher als am Vortag. Inside-Days kennzeichnen abnehmende Volatilität und eignen sich ideal als Einstiegsmuster aufgrund des guten Chance-Risiko-Verhältnisses.

Bei Inside-Days ist die zukünftige Kursrichtung oft nicht prognostizierbar.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Inside-Days überschritten wird und legt eine Stopp-Order an das Tief des Inside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Inside-Days unterschritten wird. Der Stopp an das Hoch des Inside Bar gelegt.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie, diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Inside-Days

Outside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Outside-Day

Ein Outside-Day liegt vor, wenn der aktuelle Candlestick den vorangegangenen Tag komplett umschließt. Das Tageshoch liegt also höher und das Tagestief niedriger als am Vortag. Ein Outside-Day entspricht einem Engulfing bei den Candlestick-Mustern.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Outside-Days überschritten wird. Den Stopp platziert man an das Tief des Outside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Outside-Days unterschritten wird. Den Stopp setzt man an das Hoch des Outside Bars.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie: diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Outside-Days

Trendhandel mit neuen 20-Tage-Hochs/-Tiefs

Aktien, die ein 20-Tages-Hoch oder ein 20-Tages-Tief erzielen (entspricht einem Handelsmonat), weisen oft eine besondere Trendstärke auf.

Long-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Hoch

Short-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Tief

*) Der Fear-and-Greed-Indikator ist ein Stimmungsindikator, der sich aus sieben Einzelindikatoren zusammensetzt:

1. Aktienkurs-Momentum: der S&P 500 (SPX) im Vergleich zu seinem gleitenden 125-Tage-Durchschnitt

2. Aktienkurs-Stärke: die Anzahl der Aktien, die an der New Yorker Börse 52-Wochen-Hochs und -Tiefs erreichen

3. Aktienkurs-Breite: das Handelsvolumen von Aktien im Aufwärtstrend gegenüber Aktien im Abwärtstrend

4. Verkaufs- und Kaufoptionen: das Put/Call-Verhältnis, das das Handelsvolumen von bullischen Call-Optionen mit dem Handelsvolumen von bearishen Put-Optionen vergleicht

5. Junk-Bond-Nachfrage: die Differenz zwischen den Renditen von Investment-Grade-Anleihen und Ramschanleihen

6. Marktvolatilität: der VIX (VIX), der die Volatilität misst

7. Nachfrage nach sicheren Häfen: der Unterschied zwischen den Renditen von Aktien und Staatsanleihen

Sein mittlerer Wert beträgt 50 und deutet auf eine neutrale Stimmung hin. Werte über 50 sind bullish (long) und Werte unter 50 sind bearish (short).

Extreme Ausschläge des Fear-and-Greed-Indikators (über 70 oder unter 30) zeigen Gier oder Angst. Der Markt ist im extremen Zustand nicht stabil und neigt deshalb zur kurzfristigen Umkehr. So führen zum Beispiel Werte unter 30 oft zu einem kurzfristigen Ausverkauf des Aktienmarktes, wodurch eine bullische Umkehr möglich wird.