TRADERS´ Briefing - Nr. 0656 - 15.11.2024

Ausgabe Nr. 656, 15.11.2024

TRADERS´Briefing


Liebe Leserinnen und Leser,

in den USA bleibt die Inflation weiterhin ein relevantes Thema, auch wenn sie in den Wahlkampfdebatten intensiv diskutiert wurde. Aktuelle Daten zeigen, dass die Erzeugerpreise im Oktober stärker als erwartet um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr stiegen, nachdem sie im September nur um 1,9 Prozent zugenommen hatten. Die Erzeugerpreise sind ein wichtiger Frühindikator für die künftige Entwicklung der Verbraucherpreise. Tatsächlich setzte sich der Aufwärtstrend fort: Die Inflationsrate stieg im Oktober auf 2,6 Prozent, während sie im September noch bei 2,4 Prozent lag. Die Wirtschaft der Eurozone verzeichnet ein moderates Wachstum, doch Deutschland bremst die Dynamik spürbar. Im dritten Quartal stieg das BIP der Eurozone um 0,9 Prozent im Jahresvergleich, während Deutschland nur um 0,2 Prozent zulegte. Im Gegensatz dazu verzeichnete Frankreich dank der positiven Effekte der Olympischen Sommerspiele ein Wachstum von 0,4 Prozent. Spanien profitierte stark vom boomenden Tourismus und übertraf mit einem Anstieg von 0,7 Prozent sogar die Wachstumsrate der USA. Der Bitcoin korrigierte nach seinem Allzeithoch vom Mittwoch auf 92.962 US-Dollar und steht am frühen Freitagmorgen auf dem Level von 88.000 US-Dollar. Analysten führen den rasanten Anstieg auf die Unterstützung von Donald Trump zurück, der sich vom Gegner zum Befürworter der Kryptowährung gewandelt hat. An seiner Seite steht Elon Musk, der den Krypto-Markt bereits zuvor belebte, als er die Bezahlung von Tesla-Fahrzeugen mit Bitcoin ankündigte. Die aktuelle Kursentwicklung zeigt, wie stark die Kryptowährung von politischen und prominenten Unterstützern profitieren kann. Um weitere sieben Punkte reduzierte sich der Fear-and-Greed-Index, der am letzten Handelstag der Woche 60 Zähler aufweist, und damit weiter im Bereich der Gier steht. Die Wall Street schloss am späten Donnerstag mit Verlusten, die europäischen Indizes einige Stunden zuvor mit Gewinnen.

So ist die Stimmung der internationalen Marktakteure *

Fear-and-Greed-Indikator

Schnelle Trendübersicht

Schnelle Trendübersicht

Bem.: Signale über Supertrend-Indikator (20x2,5)

Fundamental wirtschaftlicher Rückblick

Gewinner und Verlierer des Tages

Die EU-Kommission verhängte eine Strafe von 797,72 Millionen Euro gegen Meta Platforms, da der Konzern seinen Dienst "Facebook Marketplace" unfair mit dem sozialen Netzwerk Facebook verknüpft habe. Dadurch erhielten alle Facebook-Nutzer automatisch Zugang zum Marketplace, was Wettbewerber benachteilige. Die zuständige Kommissarin Margrethe Vestager kritisierte, dass Meta seinem eigenen Dienst Vorteile verschafft habe, die andere Anbieter nicht ausgleichen könnten. Die Höhe der Strafe beruht auf der Dauer und Schwere des Verstoßes sowie dem Umsatz von Meta. Es ist nicht das erste Mal, dass die EU hohe Bußgelder gegen US-Technologiekonzerne verhängt; ähnliche Strafen trafen zuvor Apple und Google. Meta Platforms notierte am Donnerstagabend mit einem Abschlag von 0,35 Prozent auf 548,20 Euro.

ProSiebenSat.1 senkt aufgrund eines schwachen TV-Werbemarkts seine Jahresprognose und erwartet nun ein Betriebsergebnis unter 575 Millionen Euro. Das Unternehmen verzeichnete im dritten Quartal einen Umsatzrückgang um ein Prozent auf 882 Millionen Euro, während das bereinigte Ebitda um sechs Prozent auf 104 Millionen Euro fiel. Besonders belastend wirken die Konsumzurückhaltung und die Wirtschaftsflaute. Trotz der Schwäche im TV-Werbemarkt legten digitale Umsätze, vor allem durch Joyn, zu. Großaktionär MFE fordert raschere Effizienzmaßnahmen vom Management, um den Konzernumbau zu beschleunigen. Die Aktie stieg nach der Veröffentlichung, bleibt aber im Jahresverlauf deutlich unter Druck. Sie schloss am Abend mit einem Gewinn von 3,27 Prozent auf nunmehr 4,804 Euro.

SMA Solar senkt seine Jahresprognose deutlich und hält nun einen operativen Verlust für 2024 für möglich. Grund dafür sind hohe Lagerbestände bei Händlern sowie eine schwache Nachfrage, insbesondere im Geschäft mit privaten und gewerblichen Kunden. Der Umsatz fiel in den ersten neun Monaten um mehr als 20 Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis brach um fast zwei Drittel auf 83,5 Millionen Euro ein. SMA plant Stellenabbau und Restrukturierungsmaßnahmen, um Kosten zu senken. Analysten zeigen sich überrascht von der Höhe der Einmaleffekte und weiteren Abschreibungen. Der Aktienkurs stürzte bis zum Handelsschluss um 13,68 Prozent auf 11,93 Euro ab.

Der IT-Dienstleister Nagarro verzeichnete im dritten Quartal trotz schwächerer Nachfrage ein Umsatzwachstum von 3,7 Prozent auf 242,9 Millionen Euro, wobei das organische Plus fünf Prozent betrug. Das bereinigte Ebitda stieg um acht Prozent auf 34,6 Millionen Euro mit einer Marge von 14,3 Prozent. Das Unternehmen bestätigte seine Jahresziele für 2024, reduzierte jedoch die Prognosen für die kommenden Jahre aufgrund strategischer Überprüfungen. Die Aktie legte trotz anfänglicher Verluste zuletzt um 1,44 Prozent auf 91,30 Euro zu. Gespräche über eine mögliche Übernahme, unter anderem mit Warburg Pincus, laufen noch - eine Einigung ist jedoch unsicher.

Termine der Hauptversammlungen für DAX, MDAX, TecDAX, ATX & EuroStoxx50

Hauptversammlungs-Termine

Die Hauptversammlung eines börsennotierten Unternehmens ist die einmal im Jahr stattfindende Zusammenkunft von Aktionären, des Vorstands und des Aufsichtsrats. Die Versammlung dient dem Informationsaustausch mit seinen Aktionären und der Beschlussfassung unternehmensbezogener Vorgänge. Die teilnehmenden Aktionäre haben bei Abstimmungen ein entsprechendes Stimmrecht, das von der Anzahl der persönlich gehaltenen Aktien abhängt. Am Termin der Hauptversammlung ist mit Vorsicht an den Märkten zu agieren, da große Kurssprünge in beide Richtungen durch getroffene Entscheidungen möglich sind. Diese Warnung gilt auch für die Veröffentlichung von Quartalsberichten.

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Bild: Advance-Decline-Line (ADL) des DAX

Technische Kurzanalyse

Anleger und Trader, die genau nachrechneten, ermittelten gestern zum Handelsstart des Deutschen Aktienindex einen Kurssprung von 69,08 Punkten bzw. eine Wertsteigerung in Höhe von 0,36 Prozent gegenüber dem vorherigen Tag. Vom Startpunkt auf 19.060,44 Punkten aus ging es im Aufwärtstrend nach oben bis auf das Tageshoch um 14:25 Uhr auf die Marke von 19.307,57. Den Nachmittag über verlief der Weg nach unten in einer milden Bewegung, so dass zum Handelsschluss an der XETRA 19.263,70 Zähler übrigblieben - und damit ein Tagesgewinn von 260,59 Punkten bzw. ein Überschuss von 1,37 Prozent.

Der ADL-Indikator wies am Abend 31 Gewinn-Titel im DAX auf, und damit stellten diese eine Übermacht gegen die neun Verlierer. Ein deutlicher Schritt nach oben war die Folge. Hierbei waren die Top-Performer Siemens, Infineon Technologies sowie die Deutsche Telekom. Siemens stieg um 4,91 Prozent auf 188,20 Euro und führte damit die Liste an. Infineon Technologies legte um 4,64 Prozent zu und erreichte einen Kurs von 30,77 Euro. Die Deutsche Telekom verzeichnete ein Plus von 3,30 Prozent und schloss bei 28,77 Euro.

Seitwärts verlief hingegen der MACD - sein Eingeständnis auf den dem Abwärtstrend gegenläufigen gestrigen Gewinntag. Kommt es heute Abend zu einem Eindrehen in Richtung Norden - und damit in Richtung Signallinie?

Der negative Trend ist markttechnisch valide, doch er verläuft sehr moderat. Das bedeutet, dass die Anleger nicht auf dem Schirm haben, den Kurs nach unten zu treiben, sondern vielmehr scheint es Unsicherheit zu sein, wie es in Sachen "Bruch der Ampel" in Deutschland weitergeht. Charttechnisch unterstützt der 100-Tage-Durchschnitt auf 18.721,39 Punkten, und mit ein wenig Glück sollte der deutsche Leitindex dieses Level so schnell nicht wiedersehen. Doch genau dieses Szenario kann nun schneller eintreten, als dem Börsianer recht ist. Hier gilt es abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln.

Zur frühen Stunde steht der DAX vorbörslich im Bereich von 19.150/19.180 Punkten, und damit ein gutes Stück unterhalb des gestrigen Schlusskurses.

Die Advance-Decline-Line (ADL) wird über die Differenz der gestiegenen und gefallenen Aktien berechnet. Grundsätzlich gilt, dass jede Bewegung des Index von der ADL bestätigt werden sollte. Fehlt die ADL-Bestätigung, deutet das auf eine unsichere Kursbewegung hin. Ein Aufwärtstrend kann sich nur ausbilden, wenn die Mehrzahl der Aktien daran teilnimmt.

Aktuelle Handelschancen per Kursmuster

Inside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Inside-Day

Ein Inside-Day liegt vor, wenn sich der aktuelle Candlestick innerhalb des Candlesticks des vorangegangenen Tages befindet. Das Tageshoch liegt also tiefer und das Tagestief höher als am Vortag. Inside-Days kennzeichnen abnehmende Volatilität und eignen sich ideal als Einstiegsmuster aufgrund des guten Chance-Risiko-Verhältnisses.

Bei Inside-Days ist die zukünftige Kursrichtung oft nicht prognostizierbar.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Inside-Days überschritten wird und legt eine Stopp-Order an das Tief des Inside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Inside-Days unterschritten wird. Der Stopp an das Hoch des Inside Bar gelegt.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie, diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Inside-Days

Outside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Outside-Day

Ein Outside-Day liegt vor, wenn der aktuelle Candlestick den vorangegangenen Tag komplett umschließt. Das Tageshoch liegt also höher und das Tagestief niedriger als am Vortag. Ein Outside-Day entspricht einem Engulfing bei den Candlestick-Mustern.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Outside-Days überschritten wird. Den Stopp platziert man an das Tief des Outside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Outside-Days unterschritten wird. Den Stopp setzt man an das Hoch des Outside Bars.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie: diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Outside-Days

Trendhandel mit neuen 20-Tage-Hochs/-Tiefs

Aktien, die ein 20-Tages-Hoch oder ein 20-Tages-Tief erzielen (entspricht einem Handelsmonat), weisen oft eine besondere Trendstärke auf.

Long-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Hoch

Short-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Tief

*) Der Fear-and-Greed-Indikator ist ein Stimmungsindikator, der sich aus sieben Einzelindikatoren zusammensetzt:

1. Aktienkurs-Momentum: der S&P 500 (SPX) im Vergleich zu seinem gleitenden 125-Tage-Durchschnitt

2. Aktienkurs-Stärke: die Anzahl der Aktien, die an der New Yorker Börse 52-Wochen-Hochs und -Tiefs erreichen

3. Aktienkurs-Breite: das Handelsvolumen von Aktien im Aufwärtstrend gegenüber Aktien im Abwärtstrend

4. Verkaufs- und Kaufoptionen: das Put/Call-Verhältnis, das das Handelsvolumen von bullischen Call-Optionen mit dem Handelsvolumen von bearishen Put-Optionen vergleicht

5. Junk-Bond-Nachfrage: die Differenz zwischen den Renditen von Investment-Grade-Anleihen und Ramschanleihen

6. Marktvolatilität: der VIX (VIX), der die Volatilität misst

7. Nachfrage nach sicheren Häfen: der Unterschied zwischen den Renditen von Aktien und Staatsanleihen

Sein mittlerer Wert beträgt 50 und deutet auf eine neutrale Stimmung hin. Werte über 50 sind bullish (long) und Werte unter 50 sind bearish (short).

Extreme Ausschläge des Fear-and-Greed-Indikators (über 70 oder unter 30) zeigen Gier oder Angst. Der Markt ist im extremen Zustand nicht stabil und neigt deshalb zur kurzfristigen Umkehr. So führen zum Beispiel Werte unter 30 oft zu einem kurzfristigen Ausverkauf des Aktienmarktes, wodurch eine bullische Umkehr möglich wird.