TRADERS´ Briefing - Nr. 0670 - 05.12.2024

Ausgabe Nr. 670, 05.12.2024

TRADERS´Briefing


Liebe Leserinnen und Leser,

in Frankreich brach historisches politisches Chaos aus: Die Regierung von Premierminister Michel Barnier stürzte nach weniger als drei Monaten im Amt - ein Rekord. Barnier scheiterte mit dem Versuch, einen Sparhaushalt mittels Artikel 49.3 der Verfassung ohne Parlamentsbefragung durchzusetzen. Ein Misstrauensvotum, unterstützt von Ultralinken und Rechtspopulisten, besiegelte sein Ende. 331 Abgeordnete stimmten gegen ihn - deutlich mehr als die erforderlichen 288 Stimmen. Bitcoin erreichte in der Nacht einen Rekordwert von 103.439 US-Dollar und überschritt damit erstmals die Marke von 100.000 US-Dollar. Anleger erwarten von der künftigen US-Regierung mit Donald Trump eine Krypto-freundliche Haltung und lockerere Regulierung. Seit dem Wahltag stieg Bitcoin von 69.374 US-Dollar auf den neuen Höchststand. Die deutsche Wirtschaft bleibt in der Krise: Laut dem arbeitgebernahen IW-Institut wird das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr um 0,2 Prozent schrumpfen und damit das zweite Jahr in Folge sinken. Für 2025 wird nur ein minimaler Anstieg von 0,1 Prozent erwartet. Die Stabilität im Dienstleistungssektor könne lediglich die anhaltenden Rückgänge in der Industrie und im Bau kompensieren, so das Institut. Insgesamt stagniert die Wirtschaft und kommt laut IW kaum voran. Der DAX bleibt stabil über der Marke von 20.200 Punkten und verzeichnete am Mittwoch ein Tagesplus von 1,08 Prozent bei 20.232,14 Punkten. Technische Analysen deuten auf weiteres Potenzial bis zur Marke von 20.400 Punkten hin - unabhängig von realwirtschaftlichen Daten, da der Markt derzeit von technisch getriebenen Käufen dominiert wird. Kommentatoren sprechen von einer "Party", die niemand verlassen will, solange sie läuft. Allerdings könnten externe Faktoren wie die Regierungskrise in Frankreich den Aufwärtstrend bremsen. Um weitere fünf Punkte reduzierte sich der Fear-and-Greed-Index, der damit zum Donnerstagmorgen auf dem Wert von 57 am Beginn der einfachen Gier steht. Die Wall Street schloss gestern Abend mit Gewinnen, während sich die europäischen Indizes nicht auf ein einheitliches Ergebnisbild einigen konnten.

So ist die Stimmung der internationalen Marktakteure *

Fear-and-Greed-Indikator

Schnelle Trendübersicht

Schnelle Trendübersicht

Bem.: Signale über Supertrend-Indikator (20x2,5)

Fundamental wirtschaftlicher Rückblick

Gewinner und Verlierer des Tages

SAP und Salesforce setzen ihre Rekordjagd fort - gestützt durch starke Quartalszahlen und optimistische Analystenkommentare. SAP-Aktien stiegen um 3,76 Prozent auf 241,70 Euro mit einer Marktkapitalisierung von rund 297 Milliarden Euro, während Salesforce an der NYSE 11,00 Prozent zulegte und nun mehr als 343 Milliarden US-Dollar wert ist. Analysten loben die Profitabilität von Salesforce und SAPs Fortschritte bei KI-Innovationen wie der erweiterten Joule-Plattform. Diese sollen Marktanteile sichern und Geschäftsprozesse optimieren. 2024 verzeichnete SAP ein Kursplus von über 73 Prozent - angetrieben durch Nachfrage im Technologiesektor und positive Impulse vom Branchenkollegen Salesforce.

ProSiebenSat.1 wird weiterhin neun Spiele der Fußball-Bundesligen im frei empfangbaren Fernsehen übertragen - darunter den Supercup, bestimmte Erstliga-Spieltage sowie Relegations- und Zweitliga-Auftaktspiele. Das Medienunternehmen sicherte sich dafür einen neuen Vierjahresvertrag. Pay-TV bleibt ebenfalls zweigeteilt: DAZN zeigt künftig die Samstags-Konferenz und Sonntagsspiele, Sky übernimmt das Freitagsspiel sowie alle Spiele am Samstag. Die ARD behält die Zusammenfassungen in der "Sportschau", das ZDF die Rechte für das "Sportstudio", während RTL das Topspiel der 2. Liga zeigen wird. Die DFL will die Ergebnisse der Rechtevergabe am Donnerstag offiziell bekanntgeben. Die Aktie des Senders schloss am Mittwoch mit einem zweistelligen Plus in Höhe von 12,73 Prozent auf 5,305 Euro.

Im Prozess gegen AstraZeneca hat eine Klägerin aus Oberfranken einen weiteren Teilerfolg erzielt: Das OLG Bamberg ordnete die Erstellung eines Gutachtens an, um zu klären, ob vor der Gefahr einer speziellen Thromboseform hätte gewarnt werden müssen. Die 34-Jährige erlitt nach der Impfung mit "Vaxzevria" 2021 eine Darmvenenthrombose, fiel ins Koma und verlor Teile ihres Darms. Sie fordert mindestens 250.000 Euro Schmerzensgeld sowie weitere Entschädigungen. Während das Landgericht Hof die Klage in erster Instanz abgewiesen hatte, geht das Verfahren nun in Berufung. AstraZeneca lehnt bisher einen Vergleich ab. Bis das Gutachten vorliegt, könnten mindestens sechs Monate vergehen. Das Papier des Impfstoffherstellers notierte am Abend mit einem Verlust von 2,57 Prozent bei 126,95 Euro.

Der BayWa-Aktienkurs fällt seit geraumer Zeit und nähert sich der Marke von 8,50 Euro - dem Jahrestief. Seit Jahresbeginn, als die Aktie noch bei 32 Euro stand, beläuft sich der Verlust auf über 70 Prozent. Besonders betroffen sind Landwirte, die das Wertpapier aus Verbundenheit und für ihre Altersvorsorge hielten. Das Sanierungskonzept konnte die Investoren offenbar nicht überzeugen. Unterdessen bereiten Anwälte und Schutzvereinigungen Klagen vor, da der Konzern die wirtschaftliche Schieflage angeblich zu spät offenlegte. Am Mittwochabend schloss BayWa mit einem leichten Minus von 0,12 Prozent auf 8,62 Euro.

Termine der Hauptversammlungen für DAX, MDAX, TecDAX, ATX & EuroStoxx50

Hauptversammlungs-Termine

Die Hauptversammlung eines börsennotierten Unternehmens ist die einmal im Jahr stattfindende Zusammenkunft von Aktionären, des Vorstands und des Aufsichtsrats. Die Versammlung dient dem Informationsaustausch mit seinen Aktionären und der Beschlussfassung unternehmensbezogener Vorgänge. Die teilnehmenden Aktionäre haben bei Abstimmungen ein entsprechendes Stimmrecht, das von der Anzahl der persönlich gehaltenen Aktien abhängt. Am Termin der Hauptversammlung ist mit Vorsicht an den Märkten zu agieren, da große Kurssprünge in beide Richtungen durch getroffene Entscheidungen möglich sind. Diese Warnung gilt auch für die Veröffentlichung von Quartalsberichten.

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Bild: Advance-Decline-Line (ADL) des DAX

Technische Kurzanalyse

Der deutsche Leitindex konnte am dritten Handelstag der Woche mit einem Vorsprung von 87,14 Punkten bzw. mit einem Plus von 0,44 Prozent starten. Hierbei korrigierte er kurz zu Beginn, um das Tagestief auf 20.085,31 Punkten auszubilden. Von nun an ging es im Aufwärtstrend nach oben - inklusive einer deutlichen Korrektur zwischen 13:25 Uhr und 14:05 Uhr. Um 16:35 Uhr konnte das neue Allzeithoch auf 20.260,61 Punkten notiert werden. Zum Handelsschluss standen 20.232,14 Zähler auf der Abrechnung, und damit ein Gewinn von 215,39 Punkten bzw. ein Zugewinn von 1,08 Prozent.

Weiter aufwärts konnte der ADL-Indikator steigen, da 28 Gewinn-Aktien diesem Auftrieb verschafften. Auf der Gegenseite hingegen wurden zwölf Tagesverlierer gezählt. Zalando war mit einem Kursanstieg von 8,21 Prozent auf 33,23 Euro der größte Gewinner des gestrigen Tages im Deutschen Aktienindex. Am anderen Ende der Skala stand Heidelberg Materials, dessen Aktien um 2,46 Prozent auf 120,80 Euro nachgaben.

Auch der MACD legte am Mittwoch kräftig zu, wie man unschwer an der sich öffnenden Schere zwischen MACD- und Signallinie erkennen kann. Das aktuell vorherrschende Momentum beglückt nicht nur das beliebte Histogramm und seine Anhänger, sondern grundsätzliche alle Börsianer, die auf Long beim DAX setzen.

"Nach oben" ist die Richtung, bei der schon die ersten Stimmen der nächsten Zielmarke zu vernehmen sind: es ist die 21.000-Punkte-Marke, die vom Swing-Trader und dem Anleger forciert wird. Grob überschlagen belegt das letzte Korrekturtief den Bereich von 18.800 bis 19.700 Zähler, und damit eine Spannweite von rund 900 Punkten. Diese auf die Oberkannte aufgelegt, bedeutet das eine Projektion in den Bereich von 20.600 Punkte. Bei einem erhöhten Momentum könnte der aktuelle Bewegungsast damit gerade so im anvisierten Ziel einschlagen. Eine Korrektur ist in der aktuellen Chart-Situation daher auch nicht unwahrscheinlich - und das gilt es zu beachten.

Vorbörslich steht der DAX zur Stunde im Bereich 20.200/20.220 Punkte, und damit leicht unterhalb des gestrigen Schlusskurses an der XETRA.

Die Advance-Decline-Line (ADL) wird über die Differenz der gestiegenen und gefallenen Aktien berechnet. Grundsätzlich gilt, dass jede Bewegung des Index von der ADL bestätigt werden sollte. Fehlt die ADL-Bestätigung, deutet das auf eine unsichere Kursbewegung hin. Ein Aufwärtstrend kann sich nur ausbilden, wenn die Mehrzahl der Aktien daran teilnimmt.

Aktuelle Handelschancen per Kursmuster

Inside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Inside-Day

Ein Inside-Day liegt vor, wenn sich der aktuelle Candlestick innerhalb des Candlesticks des vorangegangenen Tages befindet. Das Tageshoch liegt also tiefer und das Tagestief höher als am Vortag. Inside-Days kennzeichnen abnehmende Volatilität und eignen sich ideal als Einstiegsmuster aufgrund des guten Chance-Risiko-Verhältnisses.

Bei Inside-Days ist die zukünftige Kursrichtung oft nicht prognostizierbar.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Inside-Days überschritten wird und legt eine Stopp-Order an das Tief des Inside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Inside-Days unterschritten wird. Der Stopp an das Hoch des Inside Bar gelegt.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie, diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Inside-Days

Outside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Outside-Day

Ein Outside-Day liegt vor, wenn der aktuelle Candlestick den vorangegangenen Tag komplett umschließt. Das Tageshoch liegt also höher und das Tagestief niedriger als am Vortag. Ein Outside-Day entspricht einem Engulfing bei den Candlestick-Mustern.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Outside-Days überschritten wird. Den Stopp platziert man an das Tief des Outside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Outside-Days unterschritten wird. Den Stopp setzt man an das Hoch des Outside Bars.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie: diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Outside-Days

Trendhandel mit neuen 20-Tage-Hochs/-Tiefs

Aktien, die ein 20-Tages-Hoch oder ein 20-Tages-Tief erzielen (entspricht einem Handelsmonat), weisen oft eine besondere Trendstärke auf.

Long-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Hoch

Short-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Tief

*) Der Fear-and-Greed-Indikator ist ein Stimmungsindikator, der sich aus sieben Einzelindikatoren zusammensetzt:

1. Aktienkurs-Momentum: der S&P 500 (SPX) im Vergleich zu seinem gleitenden 125-Tage-Durchschnitt

2. Aktienkurs-Stärke: die Anzahl der Aktien, die an der New Yorker Börse 52-Wochen-Hochs und -Tiefs erreichen

3. Aktienkurs-Breite: das Handelsvolumen von Aktien im Aufwärtstrend gegenüber Aktien im Abwärtstrend

4. Verkaufs- und Kaufoptionen: das Put/Call-Verhältnis, das das Handelsvolumen von bullischen Call-Optionen mit dem Handelsvolumen von bearishen Put-Optionen vergleicht

5. Junk-Bond-Nachfrage: die Differenz zwischen den Renditen von Investment-Grade-Anleihen und Ramschanleihen

6. Marktvolatilität: der VIX (VIX), der die Volatilität misst

7. Nachfrage nach sicheren Häfen: der Unterschied zwischen den Renditen von Aktien und Staatsanleihen

Sein mittlerer Wert beträgt 50 und deutet auf eine neutrale Stimmung hin. Werte über 50 sind bullish (long) und Werte unter 50 sind bearish (short).

Extreme Ausschläge des Fear-and-Greed-Indikators (über 70 oder unter 30) zeigen Gier oder Angst. Der Markt ist im extremen Zustand nicht stabil und neigt deshalb zur kurzfristigen Umkehr. So führen zum Beispiel Werte unter 30 oft zu einem kurzfristigen Ausverkauf des Aktienmarktes, wodurch eine bullische Umkehr möglich wird.